Bezirkskrankenhaus wurde zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus zertifiziert
Das Bezirkskrankenhaus Lohr ist als erste psychiatrische Klinik in Bayern mit dem Zertifikat „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet worden.
Das entsprechende Zertifikat verlieh während einer kleinen Feier im BKH-Festsaal Lisbeth Wagner, Selbsthilfekoordinatorin Bayern der bundesweit tätigen Organisation Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (Nakos). Sie hat in ihrer Rede dem BKH und allen Beteiligten ihre große Hochachtung, für die Entscheidung diesen Weg zu gehen und die bereits zurückgelegte Wegstrecke, ausgesprochen. Selbsthilfe ergänze die medizinische Behandlung.
FestredeLohrJuli2017, 181 KB |
Ärztlicher Direktor Dominikus Bönsch sprach bei der Verleihung von einem gewaltigen Paradigma Wechsel, der die Psychiatrie verändere. Es gehe um eine Kommunikation auf gleicher Ebene mit Patienten und Angehörigen.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel betonte, Selbsthilfegruppen seien ein wichtiger Baustein für einen langfristigen Behandlungserfolg. Er erinnerte, dass man nicht über Nacht zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus werde, dazu brauche es viele hochengagierte Personen.
Und tatsächlich, der Weg zur Selbsthilfefreundlichkeit im BKH hat bereits vor vielen Jahren durch eine Zusammenarbeit mit dem Verein der Angehörigen psychisch Kranker in Aschaffenburg, unter Federführung von Frau Eva Mende, begonnen. Ab 2015 haben schließlich ein multiprofessionelles Team am BKH, die Selbsthilfekontaktstellen in Main-Spessart, Würzburg, Miltenberg und Aschaffenburg gemeinsam mit den Selbsthilfegruppe den Aufbau effizienter und dauerhaft tragfähiger Kooperationsstrukturen entwickelt und regelhaft umgesetzt.
An den dafür notwenigen Treffen und Qualitätszirkel haben folgende Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfegruppen mitgewirkt und schließlich einen Kooperationsvertrag geschlossen:
- Anonymen Alkoholiker Main-Spessart
- Alzheimer Gesellschaft Aschaffenburg e.V., Selbsthilfe Demenz
- EX-IN Peer-Beraterinnen und Berater Aschaffenburg/Offenbach
- Vertreter des Kreuzbundes -der Selbsthilfe und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige- Würzburg, Main-Spessart und Aschaffenburg
- Overeaters Anonymous –Selbsthilfegruppen für Menschen mit Essproblemen
- Phönix – Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte
- Verein Selbsthilfe bei Depression e.V. in Aschaffenburg
- Selbsthilfegruppe Depression für junge Erwachsene in Lohr
- Selbsthilfegruppe Soziale Phobie
- Vertreterinnen und Vertreter des Vereins der Angehörigen psychisch Kranker in Aschaffenburg
Die Selbsthilfeaktiven waren mit ihrem eigenen, ganz persönlichen Erfahrungswissen als auch dem Erfahrungsschatz ihrer jeweiligen Gruppe, maßgeblich an der Ausarbeitung und Umsetzung der Kriterien eines Selbsthilfefreundlichen Krankenhauses beteiligt. Auf acht Kriterien basiert schließlich auch der 40-seitige Qualitätsbericht, mit dem sich das BKH um das Zertifikat beworben hat:
- Selbstdarstellung wird ermöglicht: Die Selbsthilfegruppen erhalten Räume, Infrastruktur und Präsentationsmöglichkeiten.
- Auf Teilnahmemöglichkeiten wird hingewiesen
- Die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppen wird unterstützt
- Ein Ansprechpartner ist benannt.
- Der Informations- und Erfahrungsaustausch ist gesichert
- Das Personal wird zum Thema Selbsthilfe qualifiziert.
- Partizipation der Selbsthilfe wird ermöglicht.
- Kooperation ist verlässlich gestaltet: Zwischen BKH und Selbsthilfebüro wurde ein Vertrag unterzeichnet
Innerhalb des BKH erfolgte bereits die Implementierung der Kriterien in das krankenhauseigene Qualitätsmanagement. Nichtsdestotrotz wird es auch zukünftig mindestens einmal jährlich einen Qualitätszirkel mit Vertretern von Selbsthilfegruppen geben, um die Umsetzung der Kriterien erneut zu bewerten und weiter zu entwickeln.