"Tag der geistigen Fitness" im Bezirkskrankenhaus Lohr
Wie man dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen kann
(Gabi Nätscher) Eine richtig runde Sache war der »Tag der geistigen Fitness« am Samstag im Lohrer Bezirkskrankenhaus (BKH). Das Programm war ebenso informativ wie unterhaltsam und lud zum Mitmachen ein. Auch für Entspannung und das leibliche Wohl mit gesunder Ernährung war gesorgt. Das große Interesse an diesem Thema zeigte ein gut gefüllter Festsaal mit teilweise über 70 Besuchern.
Marianne Schaffarczik, Pflegedirektorin des BKH, übernahm die Begrüßung und Einführung in das Thema. Schon seit 2006 gebe es das Ganzheitliche Gedächtnistraining im BKH Lohr sowohl im stationären, als auch im tagesklinischen und ambulanten Bereich.
Ganzheitlich bedeute nicht nur, Merkfähigkeit und Konzentration zu fördern, sondern beinhalte auch Entspannungs- und Bewegungselemente. Auch die Ernährung trage einen wichtigen Teil bei. Und das Selbstwertgefühl werde ebenfalls gestärkt. »Gedächtnistraining ist für alle Altersstufen geeignet«, so Schaffarczik. Mittlerweile seien im BKH 18 ausgebildete Gedächtnistrainer tätig.
Studien zu Gedächtnistraining
Sehr informativ gestaltete sich der anschließende Fachvortrag des Neurologen Prof. Dr. Özgür Onur, Chefarzt an der Uniklinik Köln und Vorstand des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V. »Wie kann man das Gehirn beeinflussen«, lautete dessen Überschrift. Ausführlich beschrieb Onur medikamentöse Möglichkeiten, die allerdings beschränkt seien, und die Wirkung des Gedächtnistrainings. Durch Bildgebungen zum Beispiel anhand von MRT (Magnetresonanztomographie) hätten Studien nachgewiesen, dass die Aktivität im Gehirn deutlich zugenommen hatte und auch bei schon erkrankten Personen eine Verbesserung eingetreten sei.
»Dass das Gehirn sich nur ändern kann, wenn man jung ist, das haben wir widerlegt«, sagte Onur. Auch verschiedene Stimulationsmöglichkeiten beschrieb der Neurologe und ging auf invasive Maßnahmen wie Stimulation durch Elektroden im Gehirn ein. »Das funktioniert bei bestimmten Erkrankungen wie Alzheimer ziemlich gut«, beschrieb Onur.
Wie Gedächtnistraining praktisch aussieht, konnten die Besucher beim Vortrag des ersten Gedächtnistrainers im BKH, Otmar Ehehalt, am eigenen Leib erfahren. Der »Mitmachvortrag« sorgte für viel Bewegung und Spaß im Saal, hier konnte man viele Impulse auch für zuhause mitnehmen.
Dass alles mit Musik viel besser geht und wie wichtig Bewegung beim Lernen ist, erfuhr man ebenso, wie man Übungen weiter ausbauen oder verändern kann. Denn: »Wichtig ist, dass man es nur übt, solange man es nicht vollständig beherrscht.
Denn danach passiert im Gehirn nichts mehr. Es entsteht nur etwas, solange man lernt«, machte Ehehalt klar.
»Körperliche Aktivität mit Lernreizen kombiniert, regen das Wachstum neuer Nervenzellen an. Besonders wenn wir älter werden, nehmen Bewegung und Gehirntraining daher auch hier einen immer wichtigeren Stellenwert ein.
Tipp gegen Prüfungsangst
Sogar gegen Prüfungsangst gab Ehehalt etwas mit: Arme nach vorne strecken, durchgestreckt. Dann die Hände schnell öffnen und schließen, bis man ein warmes Gefühl bekommt. Die Gedanken werden abgelenkt. Nach einer Weile kann man die Arme fast nicht mehr halten. Das helfe perfekt, um sich von anderen Gedanken abzulenken, so Ehehalt.
Auch die gesunde Ernährung spielte eine wichtige Rolle an diesem Tag. Hierzu stand die Ernährungsberaterin Maria Voll zur Verfügung. Sie hatte nicht nur wichtige Informationen, sondern auch noch Rezepte und kleine »Genussproben« in Form von »Energieballs« dabei.
In ihrem Vortrag ging sie darauf ein, wie langfristig durch geeignete Ernährung dem altersbedingten Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit vorgebeugt werden kann. Zwischen den Vorträgen sorgten längere Zeitfenster dafür, dass die Besucher an den vielen aufgebauten Tischen mit Unterstützung der Gedächtnistrainer mitgebrachte Übungen selbst absolvieren konnten.
Dies wurde auch eifrig von den meist älteren Teilnehmern genutzt. In der Mittagspause gab es Kaffee, Kuchen und zwei frische Suppen, die vom Bistro des BKH angeboten wurden.
Foto: Inge Schönmann