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Aus einem Ich wird ein WIR und aus einem WIR wird unser Flaggenprojekt

Im Rahmen der Arbeitstherapie in der Papierwerkstatt finden regelmäßig Gruppenarbeiten statt, mit dem Ziel die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu ermitteln und zu fördern. Das Thema dieser Gruppenarbeit wurde inspiriert von den vielen Fahnen, die im Diversity-Monat Mai auf dem Klinikgelände flatterten: Eine Fahne, die stellvertretend für seelisch kranke Menschen weht.

Die Aufgabe wurde selbständig von Patient*innen der AT-Papierwerkstatt erarbeitet, umgesetzt und im folgenden Artikel beschrieben:

An einem wunderschönen, sonnigen Mittwochmorgen gingen wir, 6 Patient*innen unterschiedlicher Stationen, nichtsahnend in die Papierwerkstatt zur Arbeitstherapie und wurden „genötigt“ uns freiwillig an einer Gruppenarbeit zu beteiligen.

Wir sollten eine Flagge erstellen, in der wir uns als Gemeinschaft präsentieren. Allerdings nur mit den Materialien, die uns in der Papierwerkstatt zur Verfügung stehen.

Da saßen wir also und unsere Köpfe qualmten, wie wir diese Aufgabe umsetzen könnten. Nachdem wir alle unsere Ideen und Vorstellungen niedergeschrieben hatten, wurden wir uns relativ schnell einig: Wir entschieden uns für den Hintergrund der Flagge Regenbogenfarben zu verwenden, da diese Harmonie, Vielfältigkeit und Ewigkeit bedeuten und alle Farben ineinander übergehen.

Dann setzten wir das „WIR“ in die Mitte; in der alle Farben sich treffen und jeder überlegte sich ein passendes, individuelles Symbol mit Bedeutung, welches wir zum Schluss ausdruckten und aufklebten.

Das erste Symbol wurde auf die Farbe Lila aufgetragen. Es sind Gitterstäbe – Symbol der Gefangenschaft. Es steht dafür, dass einem die Augen geöffnet werden, man motiviert für einen Neuanfang wird und die Sensibilität in vielerlei Hinsicht (z. B. Gerüche und Geschmackssinn) enorm gesteigert wird.

Das zweite Symbol liegt auf der Farbe Rot und es ist ein Phönix. Der Phönix steht für Wiedergeburt – aus der Asche auferstehen. Und soll das Symbol einer schweren Depression sein: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter machen.“

Das dritte Symbol auf der Farbe Orange angebracht, ist das Yin-Yang-Zeichen. Es steht an aller erster Stelle für die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Das ist eine Grenzwahrnehmungs- und -umsetzungsstörung, in der einem das „gesunde Mittelmaß“ fehlt. Durch das Yin-Yang-Zeichen soll das Schwarz-Weiß-Denken symbolisiert werden, sowie Grautöne und Harmonie beschrieben werden.

Das vierte Symbol auf der Farbe Gelb ist die Kokospalme. Die ist ein Baum, der stets in Richtung Sonne wächst und Schatten wirft. Sie ist sehr vielfältig und kann vom Stamm bis zur Kokosnuss komplett verwendet werden. Sie ist also das Symbol der Vielfältigkeit.

Das Venuszeichen liegt auf der Farbe Grün. Es steht für die Weiblichkeit, für Frauenpower und für Gleichberechtigung.

Das sechste und letzte Symbol auf unserer Flagge liegt auf der Farbe Blau und ist der Wolfskopf. Er steht für den Zusammenhalt den diese Tiere innerhalb eines Rudels bilden und wie sie missverstanden werden mit dem allgemeinhin bekannten Ausdruck „einsamer Wolf“. Außerdem spiegelt er die Anmut und die Schönheit der Natur wider, welche diese Tiere mit sich bringen.

Unser Flaggenprojekt sieht nun so aus:

Psychiatrieflagge

Die Fahne ziert aktuell ein Fenster der Papierwerkstatt in Haus 17.

Psychiatrieflagge Haus 17

Bei dieser Gruppenarbeit haben wir einiges lernen können und sowohl eigene Stärken als auch Schwächen erkannt:

Stärken: besseres Kennenlernen der Gruppenmitglieder untereinander, Kommunikation üben und verbessern, Wünsche und Bedürfnisse äußern, angemessen „Nein“ sagen, Integration, Arbeitsaufteilung.

Schwächen: aneinander vorbeireden oder gar nicht reden, Planlosigkeit, nicht Einbinden aller Gruppenmitglieder, Grenzen anderer nicht erkennen und deshalb überschreiten.

Und was sagt uns das? Kommunikation ist das A und O einer gelungenen Gruppenarbeit.

Verfasser: Patientinnen und Patienten der AT-Papierwerkstatt

Ansprechpartner:
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Lisa Hörnig & Janina May
Am Sommerberg 21
Tel: 09352 503-20051 / -20052