Herzensprojekt der Landrätin wird realisiert
Startschuss für das „Netz P – Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil“
(Dorothea Fischer) Manchmal dauert es Jahre, bis sich etwas zu einem großen Ganzen fügt, ganz nach dem Motto: „Gut Ding braucht Weil.“ Das zeigt sich etwa auch bei dem in Bayern einmaligen Projekt „Netz P - Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil“, das zum Jahresanfang in Main-Spessart startet.
Sabine Sitter, heute Landrätin von Main-Spessart, legte den Grundstein für das Projekt 2006 mit und freut sich jetzt, dass „ihr Herzensprojekt umgesetzt wird“. Damals leitete sie die Sozialdienste am Bezirkskrankenhaus in Lohr. Bereits vor 15 Jahren gab es dort immer wieder Überlegungen, wie auch die Familien und insbesondere die Kinder der Patientinnen und Patienten unterstützt werden können. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Angebote etabliert.
„Ich finde es toll, dass dies weitergeführt wurde und sich jetzt in einer interdisziplinären und institutionsübergreifenden Zusammenarbeit verfestigt“, so Sitter. Denn es ist gelungen, mit dem „Netz P“ ein innovatives Präventionsprojekt des Landkreises Main-Spessart in Kooperation mit dem Bezirkskrankenhaus Lohr (BKH), und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sowie mit finanzieller Unterstützung der AOK Bayern einzurichten.
Das „Netz P“ leistet Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil. Denn diese Kinder befinden sich häufig in einer belastenden Lebenssituation. „Ein Drittel unserer Patientinnen und Patienten haben Kinder unter 18 Jahren“, so Prof. Dr. Dominikus Bönsch, Ärztlicher Direktor am BKH. In ganz Bayern gibt es etwa 500.000 Kinder unter 15 Jahren mit einem psychisch belasteten Elternteil. 60 Prozent der Kinder eines depressiven Elternteils entwickeln selbst eine psychische Störung.
Mit Hilfe von verschiedenen Bausteinen, etwa Eltern- und Kindergruppen, Familienpatenschaften oder gemeinsamen Freizeitaktivitäten, sollen diese kindlichen Entwicklungsrisiken durch Resilienzförderung reduziert werden, so Katja Schecher von der Sozialpädagogischen Abteilung am BKH. Sie stellte zusammen mit Brigitte Then (Gesundheitsamt Main-Spessart), Constanze Friedl (Familienbildung am Landratsamt Main-Spessart) und Nicole Pfaff (AWO Lohr, Familienstützpunkt) die weiteren Ziele vor: ein individuelles Netz an Hilfs- und Unterstützungsangeboten knüpfen und das soziale Umfeld der Kinder stärken. Und nicht zuletzt werden sie aufgeklärt über die elterliche Erkrankung und erlernen, wie sie am besten damit umgehen können.
Die AWO unterstützt „Netz P“, indem Räumlichkeiten und Personal für das monatlich stattfindende „Netz-P-Café“ bereitgestellt werden, so Karl-Heinz Ebert, Vorstand der AWO Lohr. Das „Netz P“, das zunächst bis Ende 2023 angelegt ist, wird von der AOK Bayern im Rahmen der „Gesunden Kommune“ (Finanztopf für Präventionsprojekte) mit einer Summe von rund 130.000 Euro gefördert. Alexander Pröbstle, Direktor der AOK-Direktion Würzburg freut sich über das Engagement des Projektteams: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich dieses Herzblut behalten.“
„Netz P“ in der Praxis
„Netz P - Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil“ ist ein kostenfreies Angebot für alle Familienmitglieder der Familien, in denen ein oder beide Elternteile psychisch belastet oder erkrankt sind. Es findet ab 2022 wöchentlich freitags von 15 bis 16.30 Uhr in den Räumen des BKH Gruppentreffen für Eltern und Kinder statt. Einmal monatlich ist ein „Netz-P-Café“, das dem Austausch der Betroffenen dienen soll. Bei Interesse am „Netz P“ helfen Katja Schecher, Sozialpädagogische Abteilung am BKH, Tel.: 09352/503-31581, E-Mail: katja.schecher@bezirkskrankenhaus-lohr.de, oder Constanze Friedl, Koordinierungsstelle Familienbildung am Landratsamt MainSpessart, Tel.: 09353/793-1132, E-Mail: constanze.friedl@Lramsp.de, gerne weiter.
Foto: Lisa Hörnig
Landrätin Sabine Sitter nahm die Urkunde entgegen, mit der die AOK Bayern das Projekt „Netz P - Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil“ fördert. Von links: Prof. Dr. Dominikus Bönsch, Ärztlicher Direktor am Bezirkskrankenhaus Lohr, Alexander Pröbstle, Direktor der AOK Würzburg, Sabine Sitter, Landrätin von Main-Spessart, Walter Heußlein, Vorsitzender des örtlichen Direktionsbeirates (Gruppe der Arbeitgeber) und Bernd Ruß, Krankenhausdirektor BKH.