Von Nebelkrähen und Kanalreinigern
(Gabi Nätscher) Rund zwei Stunden Klamauk, Wortfeuerwerke, ganzer Körpereinsatz, unglaubliche Mimik und einfach nur Komik auf der Bühne. Das war ZapzarAB, das Improviationstheater aus Aschaffenburg, das am Freitagabend rund 80 Zuhörer im Festsaal des Bezirkskrankenhauses Lohr zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Mit einfachen, aber genialen Ideen erreichten die fünf Schauspieler und eine Musikerin unglaublich witzige Effekte. Die Interaktion mit dem Publikum gelang schon bei den ersten »Aufwärmübungen« perfekt und ließ den ganzen Abend nicht nach. Mit »Herbstgeräuschen«, bei denen das Publikum selbstgewählte Dinge wie Laubbläser, Blätterrascheln, Nebelkrähen und Rasenmäher akustisch zum Leben erweckte, begann das Ganze und endete mit einem witzigen Dialog in einer Metzgerei, wo der Metzger, die Verkäuferin und der Kunde jeweils vom anderen gesprochen und vom eigentlichen Sprecher mimisch dargestellt wurden.
Dazwischen lagen viele kleine Sketche, die jedes Mal vom Publikum inspiriert waren. Zum Beispiel der »Tag von Michael«. Michael aus dem Publikum erzählte seinen Tag: eine Zugfahrt von Wien nach Würzburg, wo sein Auto stand, kurze Pause in Massenbuch, bevor es nach Lohr ging. Im Zug ein »Mann mit blonden Locken«, der Michael und seiner Frau die reservierten Plätze streitig machen wollte und ein Speisewagen, in dem es nur noch Selters und Kaffee gegeben hatte. Was die Künstler daraus machten, ist beachtlich. Da wurde die Szene erst mal »normal« dargestellt, aber auch schon zum Totlachen. Weitere Genres wurden mit Hilfe des Publikums gesucht. Heraus kam die gleiche Szene im »Western-Style« oder als Horrorszenario.
Super auch die Szene auf dem Friedhof, bei denen die Schauspieler jeweils vor den zu sprechenden Worten einen anderen Konsonanten setzen mussten. Heraus kamen dann Sätze wie: »Mott mab mihn melig!« Das erforderte schon einige Konzentration, um da mitkommen zu können. Eine gute Idee war auch, dass einzelne Schauspieler vor den Szenen den Raum verlassen mussten und nachher einen Ort (Schwimmbad), einen Gegenstand (Föhn) und Berufe (Kaminkehrer) beim Nachspielen erkennen mussten. Und so hatte der »Kanalreiniger« beim Vorstellungsgespräch, ohne zu wissen, wo er eigentlich ist, schon einige Probleme. Daraus ergab sich Situationskomik pur.
Am besten kam beim Publikum aber das Interview mit einem Experten für »eingewachsene Fußnägel« an. Der Podologe sprach unverständliches Kauderwelsch, der Moderator übersetzte auf Deutsch, während daneben einer in Gebärdensprache »übersetzte« - mit ganzem Körpereinsatz, amüsanter Mimik und unglaublich schnellem Reaktionsvermögen. Eine tolle Ergänzung war die musikalische Umrahmung durch »Marie am Klavier«, die ebenfalls durch viele Improvisationen das Publikum beeindruckte.
Foto: Lisa Hörnig