Eine Ära endet
(Gabi Nätscher) Ritaschwestern: Nicole Klübenspies und Claudia Stahl verlassen das Lohrer BKH
Zusammen sind sie 130 Jahre alt. Seit über 26 Jahren arbeiten sie gemeinsam, davon mehr als 13 Jahre im Lohrer Bezirkskrankenhaus (BKH). Jetzt geht dort Ende Juni eine Ära zu Ende: Die beiden Ritaschwestern Nicole Klübenspies und Claudia Stahl verlassen Lohr und ihre Wirkungsstätte am BKH.
(Foto: Gabi Nätscher)
Grund ist, dass Schwester Nicole mit jetzt 70 Jahren das Rentenalter erreicht hat. Beide gehen nach Bad Königshofen, um dort nochmals gemeinsam zu starten. Schwester Claudia (60 Jahre) tritt in Bad Königshofen einen neuen Wirkungskreis im pastoralen Raum an. Ehrenamtlich wird ihre Mitschwester dort auch im wohlverdienten Ruhestand noch weiter tätig sein. Ihre Zeit in Lohr werden die beiden nie vergessen.
"Das Schöne hier am BKH ist der Dienst konkret am Menschen im Hier und Jetzt, die vielen Herausforderungen und Begegnungen, die man gehabt hat. Ich bin sehr dankbar, dass ich das miterleben durfte", sagt Claudia Stahl. Und ihre Mitschwester Nicole Klübenspies ergänzt: "Die Echtheit der Patienten hier, man verstellt sich nicht. Das ist etwas Besonderes." Viele Projekte haben sie außer ihrem "normalen" Dienst an den Patienten, sei es auf Station oder im Heimbereich, zusammen mit Heinz Weigand ins Leben gerufen und betreut. Unvergessen die besonders gestalteten Gottesdienste, aus denen jüngere und ältere Menschen gleich viel mit nach Hause nehmen konnten. Unvergessen die Konzerte, die von den beiden Schwestern regelmäßig initiiert wurden. Unvergessen die Gestaltung der St.-Elisabeth-Kirche im BKH mit Bildern aus der dortigen Kunsttherapie, von denen sich Patienten wie Besucher bis heute gleichermaßen fasziniert zeigen (inklusive der Autorin).
Bis März 2020 gab es Yoga- und Fastenangebote bei den beiden Ritaschwestern. Bis zu dieser Zeit, in der die Einschränkungen begannen, war es für viele Menschen auch aus der Umgebung selbstverständlich, im BKH Gottesdienste und/oder Konzerte zu besuchen. Besonders loben die beiden die gute Zusammenarbeit mit dem Seelsorger Heinz Weigand, der nur kurz vorher seinen Dienst im Bezirkskrankenhaus angetreten hatte und seitdem eng mit den Schwestern zusammen arbeitet. "Die besonders gute Zusammenarbeit in diesem Seelsorgeteam hat sich die ganzen 13 Jahre lang durchgezogen", sagt Schwester Claudia. Und Schwester Nicole ergänzt: "Dadurch dass wir uns so gut ergänzt haben, hat sich auch Vieles ergeben." Sie hätten auch immer alles, was sie angefangen hätten, dann gemeinsam durchgezogen. "Egal, wer etwas angefangen hatte", lacht Stahl.
Überhaupt sind die beiden Schwestern ein überaus freundliches und fröhliches Duo, wenn auch ihr Dienst oft ein ernster ist. "Wir haben uns auch zum Thema 'Wider des Vergessens' engagiert", berichtet Claudia Stahl zum Beispiel. Im BKH habe es nämlich direkt auf der Straße ein Mahnmal gegeben. "Genau an der Stelle, wo im Zweiten Weltkrieg hier die Menschen abtransportiert worden sind, war auf dem Weg eine Menschenskulptur aus Bronze gelegen. Diese wurde abgebaut und dafür ein neues Mahnmal 'Turm der Erinnerung' hinten am Festsaal errichtet." Für diesen neuen Platz bräuchte es einen Hinweis an der bisherigen Stelle, damit es Beachtung finden kann, meinen die beiden Schwestern. "Und die Ortsnamen, wo die Patienten hingekommen sind, sind auch weg. Das haben wir öfters erwähnt, aber es blieb leider ungehört", bedauert Schwester Claudia.
Was in Zukunft sicher fehlen wird, ist die stete Präsenz des Seelsorger-Teams am BKH, denn die beiden Schwestern wohnten im alten Pfarrhaus direkt auf dem Gelände. "Ich bin zwar auch immer über die Rufbereitschaft erreichbar, aber die Präsenz war noch einmal eine andere Situation", sagt auch der Krankenhausseelsorger Heinz Weigand. Und: "Jeder hat sich hier mit seiner Spiritualität, Fähigkeiten und Begabungen ins Team eingebracht, das war schon etwas Besonderes", betont auch er die gute Zusammenarbeit. Weigand freut es aber nun, dass durch den Weggang der Ritaschwestern immerhin außer seiner eine weitere (halbe) Stelle über den offiziellen Plan der Krankenhausseelsorge dazu gekommen ist, die nun die Gemeindereferentin Petra Bigge übernehmen soll. "Das sehe ich als Wertschätzung dem Krankenhaus gegenüber."
Gleich zweimal werden die beiden Schwestern nun im Bezirkskrankenhaus verabschiedet: am Sonntag, 27. Juni, im dortigen Morgengottesdienst für die Patienten und Mitarbeiter. Am Montag, 28. Juni, in einem Gottesdienst am Nachmittag mit anschließendem Empfang für geladene Gäste. Wegen der Corona-Bestimmungen sind bei beiden Veranstaltungen keine Besucher zugelassen.