„Ein großartiger Tag für Unterfranken“
Bezirk Unterfranken eröffnet neue psychiatrische Klinik in Aschaffenburg
(mm) Von einem „großartigen Tag für alle Menschen in Unterfranken“ sprach Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am gestrigen Donnerstag (1. September) anlässlich der Eröffnung der neuen psychiatrischen Klinik in Aschaffenburg. Mit dieser Einrichtung, die organisatorisch zum Bezirkskrankenhaus Lohr am Main gehört, sei „in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer überregionalen Schwerpunktklinik eine zeitgemäße, stationäre psychiatrische Behandlungseinheit entstanden“, so Dotzel weiter. Dank der engen Verbindung zwischen einer somatischen und einer psychiatrischen Klinik ließen sich Synergieeffekte nutzen, die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern, aber auch die Wirtschaftlichkeit beider Krankenhäuser deutlich stärken. „Zudem können wir durch die Verzahnung eines somatischen Krankenhauses mit einer psychiatrischen Klinik der Stigmatisierung psychisch kranker Patientinnen und Patienten entgegenwirken“, lobte Dotzel das Hospital.
Dotzel wies gleichzeitig darauf hin, dass „heutzutage nur noch sehr selten Krankenhäuser in dieser Größenordnung neu errichtet werden“. Das in vierjähriger Bauzeit entstandene Fünfzig-Betten-Haus mit einer Nutzfläche von 2.266 Quadratmetern zeichne sich auch durch seine ästhetische Schönheit aus: „Die vielen Glasflächen, an deren Stelle man früher vielleicht Mauern gesetzt hätte, die großzügige Verwendung von Holz und die einladenden Innenhöfe verleihen dem Gebäude eine entspannte Leichtigkeit.“ Noch wichtiger sei freilich die Tatsache, dass dies alles zur Genesung der Patientinnen und Patienten beitragen könne.
Seit dem „ersten Spatenstich“ im September 2018 habe der Bezirk Unterfranken zusammen mit dem Freistaat Bayern rund 17,4 Millionen Euro in den Bau investiert. Da viele Patientinnen und Patienten aus dem Raum Aschaffenburg stammten, bedeute die neue psychiatrische Klinik des BKH Lohr auch eine weitere Regionalisierung der Psychiatrie in Unterfranken.
Ministerialdirektorin Stephanie Jacobs wies als Vertreterin des bayerischen Gesundheitsministeriums auf den dramatisch steigenden Bedarf an der Versorgung psychisch Kranker hin. Nicht zuletzt die zahlreichen Krisen der jüngeren Vergangenheit bis hin zum Krieg in der Ukraine würden viele Menschen seelisch belasten. Die etliche Jahre zurückliegende Entscheidung zum Bau der neuen Aschaffenburger Klinik spreche für großen Weitblick. Der Freistaat Bayern habe rund elf Millionen Euro der Kosten des Neubaus getragen, so Jacobs weiter.
Speziell für den ländlichen Raum sah sie aber noch weiteren Handlungsbedarf. Hier sei man auf der Suche nach neuen Wegen. Als das „Megathema“ nannte sie in diesem Zusammenhang den Mangel an Pflegekräften. „Was hilft das beste Bauwerk, wenn in den Zimmern keine Pfleger bereitstehen?“, betonte die Ministerialdirektorin.
In diese Richtung sprach sich auch die Aschaffenburger stellvertretende Landrätin Claudia Papachrissanthou aus. Sie wünsche der Klinik, „dass sie immer genügend Pflegekräfte habe, sagte sie in ihrem Grußwort. Die neue Klinik fülle eine wichtige Lücke in der medizinischen Versorgung. Für Stadt und Landkreis Aschaffenburg sei dies ein „riesiger Gewinn“.
Für Aschaffenburg sei die Daseinsfürsorge seit jeher ein wichtiges Element, betonte Bürgermeister Eric Leiderer in seinem Grußwort. Auch er beobachte die zunehmende seelische Belastung zahlreicher Menschen. Daher hoffe er, dass die neue Klinik des BKH Lohr für Entlastung sorge. Mit Blick auf die Lage „im grünen Rand unserer schönen Stadt“ sprach Leiderer von einem „guten Ort, um gesund zu werden“.
Das letzte Wort hatte Prof. Dr. Dominikus Bönsch, der als Ärztlicher Direktor des BKH Lohr künftig auch für die Psychiatrische Klinik Aschaffenburg verantwortlich sein wird. Er blickte kurz zurück in die Vergangenheit auf die Gründungsjahre der psychiatrischen Einrichtungen in Unterfranken: 1855 Werneck, 1912 Lohr am Main, 1996 Sozialzentrum „Am Rosensee“, 2017 Zentrum für Seelische Gesundheit (Würzburg) und 2022 schließlich die psychiatrische Klinik in Aschaffenburg. Diese „exponentielle Kurve“ veranschauliche die immense Nachfrage nach psychiatrischer Versorgung. Im BKH Lohr arbeite man daher seit vielen Jahren „am Limit“, sagte Bönsch. Das neue Haus lobte der Ärztliche Direktor als „transparent, hell, offen und zugänglich“. Die kleinen Einheiten vermittelten das „Gefühl einer Wohngruppe auf Zeit“.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Duo Vivien Kelemen (Gesang) und Tom Hoffmann (Gitarre). Als „Sahnehäubchen“ konnte Lisa Hörnig, die Moderatorin der Festveranstaltung, vermelden, dass das begabte Musiker-Pärchen regelmäßig am Band-Camp der Popularmusik-Förderung des Bezirks teilnehme. So gesehen, stecke auch in der Begleitmusik zur Klinik-Einweihung ein unüberhörbares Stückchen Bezirk Unterfranken.
Eine „Schlüsselszene“ bei der Eröffnung der neuen psychiatrischen Klinik (von links): Bürgermeister Eric Leiderer, stellvertretende Landrätin Claudia Papachrissanthou, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Chefarzt Kevin Streblow, Architekt Armin Bauer, Krankenhausdirektor Bernd Ruß, Ministerialdirektorin Stephanie Jacobs, Pflegedirektorin Marianne Schaffarczik, Ärztlicher Direktor Prof. Dominikus Bönsch und Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann. (Foto: Mauritz)